Ach, ist das ein herrliches Wetter derzeit. Die meiste Zeit verbringe ich im Garten oder mit Freunden im Wiener Burggarten. Trotzdem wollte ich mich nun einmal kurz vor Tastatur und Bildschirm setzen, um von meinem ersten Mal in Leipzig und auch von meinem ersten Mal auf einem Gothic-Festival (dem
WGT 2011) zu berichten.
Alle die mich persönlich kennen, werden wissen, dass ich kein Mitglied oder Fan der “Schwarzen Szene” bin, aber meine Freundin Dora ist seit Jahren ein Freizeit-Gothic. Ich schreibe deshalb Freizeit-Gothic, da sie längst nicht so konsequent ist wie andere, die ich am Pfingstwochenende in Leipzig getroffen habe.
Jedenfalls fragte mich Dora Anfang dieses Jahres, ob ich nicht Lust hätte mit ihr nach Leipzig zu kommen. Es gäbe dort dieses riesige Treffen, zu dem Anhänger des Wave- und Gothic-Szene aus der ganzen Welt kämen, und an dem sie schon seit Jahren einmal teilnehmen möchte.
Sicherlich hat mich Dora nicht zuletzt als potentielle Chauffeurin angesprochen. Als ewige Fahrradfahrerin ohne Auto hoffte sie mit Sicherheit, wir könnten zusammen in meinem Peugeot 206 die knapp 600 km von Wien nach Leipzig bezwingen.
Dora kennt mich aber auch als Germanistik-Studentin und Bücherwurm. Deshalb war ich einem Besuch der sogenannten Buchstadt Leipzig nicht abgeneigt. Im vorletzten Jahrhundert war die sächsische Stadt das Zentrum des Buchdrucks und des Buchhandels. Angeblich zehn Prozent der Bevölkerung hatten damals mehr oder weniger direkt etwas mit Büchern zu tun. Insbesondere die Verleger von Lexika und Wörterbüchern waren in Leipzig ansässig.
So wandelte ich denn auch auf den Spuren der Buchkunst. Wenn ihr in Zukunft einmal nach Leipzig kommt, solltet ihr mindestens einen Besuch im Museum für Druckkunst einplanen. Hier gibt es nicht nur allerhand an alten Druckmaschinen zu sehen; mich hat dort auch die Faszination für Typografie gepackt. Es gibt große Sammlungen an alten Schriftsätzen zu sehen. Ich hatte Glück, dass es zu dem Zeitpunkt auch eine eigene Ausstellung zum Thema Typografie in der zeitgenössischen Kunst gab – sehr interessant!
Meine Freundin hatte sich hingegen von Anfang an voll und ganz in die Welt von Wave und Gotik begeben, natürlich auch in von Kopf bis Fuß in entsprechender Gothic-Kleidung. Inspiriert vom Outfit anderer hat sie sich auch gleich auf Shopping-Tour begeben und in einem
Gothic-Shop ein neues Kleid gekauft. Ganze Stadtteile Leipzigs, im Besonderen das Dorf Dölitz waren eingenommen von der “Schwarzen Szene“, von Menschen in mittelalterlichen Gewändern, von Wave-Konzerten, Rollenspielen und altertümlichen Märkten. Es war für mich ein sehr interessantes Spektakel, dessen Größe mir vor der Anreise nicht bewusst war. Angeblich kamen zum 20. Wave-Gotik-Treffen an die 23 Tausend Besucher.
Leider hatte ich den Akku meiner Kamera in Wien vergessen, zu gerne hätte ich viele der sehr ausgefallenen Kostüme fotografisch festgehalten. Die Gothic-Kleidung, die ich zu sehen bekam, bestand teilweise aus äußerst aufwendig gestalteten Kleidern, Gewändern und Anzügen. Mit Perücken bzw. mittelalterlichen Frisuren sowie Accessoires wie Hüten, Fächern und Sonnenschirmen hatten viele der Outfits etwas unglaublich Authentisches. Es hatte etwas von einer riesigen Themenparty, bei der jeder den Preis für das beste Kostüm gewinnen wollte. Teilweise fühlte ich mich auch, als sei ich aus Versehen in die Dreharbeiten eines Kostümdramas gestolpert. Alles in allem eine faszinierende Erfahrung!
nichtmaedchen - 29. Jun, 23:58